Expertentalk bei Arbeitgeberverbänden: So finden Unternehmen die richtigen Mitarbeiter!

Wie wählen und rekrutieren Unternehmen die richtigen Fach- und Führungskräfte? Mit diesem Thema beschäftigten sich 30 Unternehmensvertreter im Gelsenkirchener Industrieclub. Eingeladen hatten die Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe.
Im ersten Impuls berichtete Susanne Sachtleber (Foto unten) vom Hogrefe Verlag über den aktuellen Stand des Fachkräftemangels, über Testverfahren und über praxisnahe Lösungen für Unternehmen.
sachtleber
“Mit Blick auf den demografischen Wandel müssen wir deutlich sagen, dass es zukünftig auch im Bereich Emscher-Lippe mau aussehen wird, um die richtigen Mitarbeiter zu finden”, betonte Susanne Sachtleber. Schon heute gäbe es größere Probleme in der Metall- und Elektoindustrie, beispielsweise beim Mechatroniker. Deshalb sei es wichtig zu fragen, was braucht das Unternehmen und wie stellt sich der Ausbildungs- und Bewerbermarkt dar? Bezogen auf den zukünftigen Mitarbeiter: Was seien “unbedingte” Voraussetzungen und “wünschenswerte” Ausprägungen?
Wichtiges Fazit im Industrieclub: Die passgenauen Mitarbeiter bekommen wir in der Regel nicht. Insofern sei es unerlässlich, die Themen Intelligenz, Wissen, Kompetenzen und Motivation zu fokussieren und auch zu testen. Also: Potentiale entdecken und diese konzentriert im Unternehmen fördern und weiterentwickeln. Möglichkeiten dies herauszufinden seien Fallstudien, strukturierte Interviews, Arbeitsproben, Fachwissentests, Assessment Center und Eignungstests zum Themenblock Intelligenz und Persönlichkeit.
Der Blick nach innen ins Unternehmen sei wichtig, um die vorhandenen Potentiale zu entdecken, und auch der differenzierte Blick nach außen, wenn es um Bewerberinnen, Migranten und um unsere Kinder und Jugendliche geht, also die Generationen Y und Z.  Industrievertreter bei der Veranstaltung klagten über ein Imageprobleme der Branche und dass das Thema “Arbeit” in der Familie keine Rolle mehr spielen würde.
Dies konnte Sachtleber bestätigen, betonte aber auch, man müsse als Unternehmen an der Arbeitgeberpositionierung arbeiten. Nicht verstellen und keine falschen Erwartungen aufbauen, aber authentisch und ehrlich bleiben. Die Veranstaltung bei den Arbeitgeberverbänden lieferte dazu realitätsnähe Tipps und Anregungen.
Bei Einstellungsverfahren sei Bauchgefühl gut, eine strukturierte und strategische Vorgehensweise aber besser, so die Referentin. Am Anfang des Auswahlprozesses steht die Anforderungsanalyse und die Einbindung der Führungskräfte: “Der beste Test nützt nichts, wenn der Meister am Ende die falschen Fragen stellt”, erklärte Susanne Sachtleber. Richtig angelegt, könne man so sogar etwas über die Disziplin des Bewerbers erfahren. Auch sonst seien alle Fähigkeiten und Kompetenzen nachweisbar wie technisches Verständnis, Vertriebsmotivation, Leistungsbereitschaft, Merkfähigkeit, Arbeitseffizien, Projekt- und Fachmotivation, Urteilskompetenz, Englischkenntnise sowie rechnerisches, logisches, sprachliches und logisches Denken.
So bekäme man eine gute “Landkarte” des Bewerbers, um dann zu entscheiden, ob Mensch und Unternehmen zusammenpassen, denn: “Wenn nichts vorhanden ist, können Sie auch nichts entwickeln”, erklärte Susanne Sachtleber.
wagenfeld
Das zweite Thema der Veranstaltung war die Entwicklung der azubiarena Emscher-Lippe. Seit mehreren Wochen läuft diese elektronische Plattform in der Region. Thomas Wagenfeld (Foto oben) stellte das Instrument für Unternehmen und Schulen vor: “Der Erfolg überwältigte uns. Wir haben bereits über 1000 Bewerbungen bearbeiten können”. Die Plattform können Schulen und Unternehmen direkt über ein “IFrame” in ihre eigene Webseite einbinden. So gibt es beispielsweise alle Ausbildungsstellen des Partnerunternehmen auch auf der jeweiligen Schulwebseite. Alles läuft elektronisch, so haben weder Schulen noch Unternehmen einen Pflegeaufwand. Praktisch für Bewerber: Alle Unterlagen können direkt per PDF ins Unternehmen geschickt werden. “Also Nullkosten für den Schüler”, betont Wagenfeld.
Darüber hinaus steigt Gelsenkirchen ein ins neue Übergangssystem und in die Berufsfelderkundungen. Die Kinder ab der Klasse 8 werden ab dem kommenden Schuljahr auf Schnuppertour in die Unternehmen gehen, koordiniert vom Schulverwaltungsamt. Organisiert werden die Erkundungen ebenfalls über eine elektronische Plattform. Auch darüber informierte Thomas Wagenfeld.